Kontrollmessstellen Stickstoff

Vergleich des Istzustandes der Stickstoff-
belastung (Fünfjahresmittel 2014 bis
2018) mit Zielwertkonzentrationen für
Gesamtstickstoff (Nges) in mg/l an
ausgewählten Kontrollmessstellen
(grün = Zielwert erreicht) (Stand 2019)

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Eintragspfade mit Exfiltration

In AGRUM-DE betrachtete Nährstoff-
eintragspfade in die Oberflächengewässer
aus diffusen und punktuellen Quellen
(angepasst nach (Schmidt, et al., 2020))

Nährstoffe gelangen über diffuse Quellen und punktuelle Einleitungen über das Grundwasser oder direkt in die Oberflächengewässer und schließlich auch in die Küsten- und Meeresgewässer. Die anthropogene Nährstoffanreicherung führt im Grundwasser zu einer Verschlechterung der Grundwasserqualität und so auch unter anderem zu höheren Kosten für die Trinkwasseraufbereitung. In den Oberflächengewässern kann dieser Eintrag zu einer unnatürlichen Anreicherung von Algen führen. So wird der Sauerstoffhaushalt im Wasser gestört, was lebensgefährdend für Flora aber auch Fauna sein kann.

 Für die Gewässer sind die unterschiedlichen Anforderungen an die Nährstoffbelastung in die Gesetzgebung eingeflossen. Im Grundwasser gilt aufgrund der Nutzung als Trinkwasserressource flächendeckend der Schwellenwert der Grundwasserverordnung (GrwV ) von 50 mg Nitrat/l. Für Fließgewässer und Seen sind in der Oberflächengewässerverordnung (OGewV ) Werte für den guten ökologischen bzw. chemischen Zustand und das gute ökologische Potenzial festgelegt. Zur Erreichung der Ziele in der Flussgebietseinheit Weser sind unter anderem für Phosphor Konzentrationen zwischen 0,1 und 0,3 mg Phosphor/l einzuhalten. Für die Erreichung der Ziele in den Küstengewässern ist gemäß § 14 OGewV das Bewirtschaftungsziel auf 2,8 mg Gesamtstickstoff/l als Jahresmittelwert an den Messstellen im Übergang vom Binnenland zu den Übergangs- und Küstengewässern festgelegt. Für die Flussgebietseinheit Weser sind das die Messstellen Bremen-Hemelingen (Weser) und Reithörne (Hunte).

Um die genannten Ziele in das Binnenland zu übertragen und Maßnahmen zur Erreichung der nationalen und europäischen Zielvorgaben unter Berücksichtigung der vielschichtigen Zusammenhänge im Gesamtsystem Eintrag-Grundwasser-Oberflächenwasser-Küstengewässer abzuleiten, wurde aufgrund der Komplexität der Prozesse u. a. auf die Modellierung des Projektes AGRUM-DE zurückgegriffen. Dieses Projekt wurde in den Jahren 2018 bis 2021 mit dem Ziel durchgeführt, ein bundesweit abgestimmtes Vorgehen von Wasserwirtschaft und Landwirtschaft zur Analyse der Nährstoffproblematik zu erstellen. Die Modellierung beruht auf den seit 2005 in der Flussgebietseinheit Weser durchgeführten Projekten AGRUM Weser und AGRUM+.

Nach den Modellierungen des Projektes AGRUM-DE verbleibt für Grundwasser ein Handlungsbedarf von insgesamt bei 16.000 t Stickstoff pro Jahr. Der Anteil der gesamten diffusen Einträge ins Grundwasser beläuft sich auf etwa 96 %. Der entsprechende Anteil der urbanen Systeme liegt bei ca. 4 %.

Für Phosphor ergibt sich für die Oberflächengewässer ein Handlungsbedarf von 1.100 t Phosphor pro Jahr. Dabei gelangen über Erosion und Dränagen etwa die Hälfte und über Punktquellen ca. 20 % dieser Einträge in die Gewässer.

Entsprechend der Empfehlungen aus der LAWA wurde für den Handlungsbedarf in den Küstengewässern der Fünfjahreszeitraum 2014 bis 2018 an ausgewählten Messstellen betrachtet. Um die Zielfrachten zu erreichen, ist es notwendig die Frachten um 10.200 t Stickstoff pro Jahr also um 25 % zu verringern. Etwa 80 % dieser Einträge gelangen über den natürlichen Zwischenabfluss, den Grundwasserpfad und über Dränagen in die Gewässer.

Als wichtigste Maßnahme zur Minderung der Nährstoffeinträge in die Gewässer gilt in Deutschland die Umsetzung der Düngeverordnung (DüV). So wurde in einem Prognoseszenario die Wirkung der novellierten DüV vom Mai 2020 unter Berücksichtigung der agrarstrukturellen Entwicklungen bis 2027 auf die Stickstoffüberschüsse für die Flussgebietseinheit Weser abgeschätzt. Demnach verbleibt ein Handlungsbedarf zur Erreichung des Grundwasserschutzziels von 1.300 t Stickstoff pro Jahr. Für eine sichere Zielerreichung sind also ergänzende Maßnahmen vorzusehen. Mit der Umsetzung dieser Maßnahmen kann davon ausgegangen werden, dass damit auch die Ziele in den Küstengewässern erreicht werden. Deren Wirkung wird aber aufgrund der teilweise mehrere Jahrzehnte langen Verweilzeiten im Grundwasser in vielen Wasserkörpern wahrscheinlich erst nach 2027 festzustellen sein.